
Wir Menschen sind das, was man auch manchmal ‘Herdentiere’ nennt: Es gibt mehr als nur Hinweise darauf, dass Menschen andere Menschen brauchen: Zum Austausch, zum Trost, zur mitmenschlichen Nähe und Wärme, zu dem was im Persischen genannt wird: “dard-e del kardan”: Das Herz erleichtern.
“Geteiltes Leid ist halbes Leid. Geteilte Freude ist doppelte Freude.” Ein altes Sprichwort, das es auch sehr schön verdeutlicht.
Liebe ist vielleicht die stärkste Kraft, die uns geschenkt wurde, in all ihren Erscheinungsformen.
Sie ist das, was uns zusammenschweißt, in Freundschaft, Partnerschaft und Ehe.
Die dunkle Seite der menschlichen Natur sind Streit, ungebremste, an anderen ausgelebte Wut. Mord, Totschlag, Folter.
Es stellt sich aber auch heraus, dass es kein Schicksal ist, diese dunklen Seiten.
Ich bin durch schwere Zeiten gegangen. Aber mir sind die sehr schrecklichen Dinge erspart geblieben. Dieses Glück haben nicht alle Menschen.
Wenn wir Menschen uns mit denen zusammen finden, die Gesprächspartner sein können; Freunde, Partner und vielleicht sogar das, was man “Seelenverwandte” nennt, so stellt sich heraus, dass eine gewisse Übereinstimmung bei Erfahrungen und Wissenstand den Austausch, das Verstehen und Verständnis erleichtern.
Konkret kann es schmerzhaft sein, wenn man durch das simple Austauschen von Wissen bei manchen Menschen Irritation auslöst.
Darum neigen Menschen dazu, sich ihrer selbst in Charakter und Erfahrung ähnliche Weggefährten zu suchen.
Wenn nun aber wenige im Alltag Wissen und Erfahrung teilen können?
Dann ist ‚mensch‘ vielleicht auch öfter allein. Denn wer auch schon erlebt hat, was die falschen Freunde auslösen können, der ist sorgfältig in der Wahl enger Vertrauter.
Darum kann ein Teil des Lebens ohne Weggefährten verbracht werden müssen. Ohne enge Vertraute. Denn auch Menschen treffen, die vertraut werden können, braucht Gelegenheit(en).
In “Der kleine Prinz” hat Antoine de Saint-Exupéry es wunderbar so umschrieben, was Vertrautheit/Freundschaft bedeutet:
“ „Was bedeutet ,zähmenʻ?“
– „Du bist nicht von hier“, sagte der Fuchs, „was suchst du?“
– „Ich suche die Menschen“, sagte der kleine Prinz. „Was bedeutet ,zähmenʻ?“
– „Die Menschen“, sagte der Fuchs, „sie haben Gewehre und sie jagen. Das ist ungeheuer lästig! Sie züchten auch Hühner. Nur das interessiert sie. Suchst du Hühner?“
– „Nein“, sagte der kleine Prinz. Ich suche Freunde. Was bedeutet ,zähmenʻ?“
– „Das ist eine fast vergessene Sache“, sagte der Fuchs. Es bedeutet: ,sich vertraut machenʻ.“
– „Vertraut machen?“
– „Natürlich“, sagte der Fuchs. „Für mich bist du nur ein kleiner Junge, der aussieht wie tausend andere kleine Jungen. Und ich brauche dich nicht. Und du brauchst mich auch nicht. Ich bin für dich nur ein Fuchs, der aussieht wie hunderttausend andere Füchse.
Aber wenn du mich zähmst, brauchen wir einander. Du wirst für mich auf der ganzen Welt einmalig sein. Ich werde für dich auf der ganzen Welt einmalig sein …“ “
(Buchfunk Verlag, 2015, übersetzt von Romy Strassenburg)
Das Alleinsein des Titels sollte auf keinen Fall mit Einsamkeit verwechselt werden!
Erich Fromm hat in seiner wunderbaren „Die Kunst des Liebens“ Liebe als das Überwinden des Gefühls der ‚Abgetrenntheit‘ definiert. Ich denke, das trifft es wunderbar. Wer sich mit den Menschen und dem menschlichen Prinzip verbunden fühlt, der kann allein sein, ohne sich einsam fühlen zu müssen.
Erst recht in Zeiten des Internets, in denen es Gleichgesinnte geben kann, die an allen Ecken und Enden der Welt erreichbar sind.
Paulus hat es in seinem 1. Korintherbrief so ausgedrückt und er hat recht:
Für jetzt bleiben Glaube, Hoffnung, Liebe, diese drei; doch am größten unter ihnen ist die Liebe.
(1 Korinther, 13)
