Von Netzwerken, Bekanntschaften und – der Neugier… oder: „Vitamin B“

Zeichnung der Weltkarte als halber Globus, mit großen und kleinen Punkten die durch halbkreisförmige Linien verbunden sind.
Image by Gerd Altmann from Pixabay

Als ich jung war, hieß es auch „Vitamin B“, Beziehungen. Es bedeutete, dass jemand eine Stelle oder eine Position nicht durch eigene Leistung oder Können erreicht hatte – sondern weil er jemand kannte, der jemanden kannte, der…

Seit einigen Jahren wird es nicht nur ‚Networking‘ genannt: Es hat auch eine neue Konnotation bekommen, eine auch mitgedachte Bedeutung. Es ist jetzt positiv, jemanden zu kennen, der jemanden kennt und der eine Person womöglich weiter empfehlen kann.

Das Rechenexempel dazu lautet: Durch die spezifischen Zusammenhänge ist offenbar herausgefunden worden, dass wir alle mit jeder Person auf diesem Planeten über maximal 5 ‚Knoten‘ oder Netzwerkpunkte, also Kontakte, verknüpft sind. Also auch mit dem Dalai Lama, Barrack Obama – oder dem Papst.

Mein logisches Denkvermögen sträubt sich ein wenig, dieser Gleichung Glauben zu schenken…

Aber eines ist auch gewiss: Ob falsche Berichte über einen Menschen – vielleicht auch solche, die aus dem Kontext gerissen keinen Gehalt an Wahrheit mehr haben – sie können genauso kolportiert werden, wie die wahren Berichte.

Hinzu kommt, dass Menschen sehr unterschiedlich genau sind, wenn sie weitertragen. Dass sie eine sehr oberflächliche Art haben können, zu urteilen. Vorschnell. Bequem. An Stereotypen orientiert.

Das sind aber nur die Unaufmerksamen.
Schlimmer sind all jene, die weitertragen, was für sie selbst vorteilhaft ist. Die über andere ein falsches Bild verbreiten, weil sie im Grunde Sorge haben, es könne heraus kommen, welche … ‚Ungereimtheiten‘ sie sich haben zu schulden kommen lassen.

Und dann sind da noch die Neugierigen: Die jede noch so kleine ‚Sensation‘ heranziehen und dann versuchen, mit mehr oder minder albernen ‚Tests‘ zu ‚erproben‘, ob die Berichte wohl wahr seien.
Das sind übrigens dieselben, die in Kinderzeiten witzig finden, andere zu erschrecken. Je doller, je lieber.

Ich plädiere für Verantwortungsgefühl. Für genaues Hinsehen.

Das kann bedeuten, dass man Selbstachtung lernen muss. Denn Schadenfreude entstammt einem Mangel an Selbstachtung. Im Wesentlichen. Sich besser fühlen, weil es anderen (auch) mal schlecht geht.

Mit anderen Worten: Liebe Deinen Nächsten – wie Dich selbst.