Empathie – Mitgefühl – Mitleid…? oder: Stefan Zweig und die „Ungeduld des Herzens“

Drawing of two hands close to each other, reaching out.
Image by Harish Sharma from Pixabay

Empathie ist ein anderes Wort für Mitgefühl. Mitgefühl –’mit … fühlen‘. Es setzt etwas voraus: Das Verständnis für das Menschliche in diesem Leben. Aber auch die Bereitschaft, sich auf Andere einzulassen. Das kann schwer sein, wenn wir selbst in Situationen sind, die unsere ganze Kraft fordern.

Mitgefühl kann eine Herausforderung bedeuten: Wenn wir Menschen begegnen, die Schweres durchmachen – oder durchgemacht haben. Wenn wir uns dadurch vielleicht auch überfordert fühlen; weil wir uns dem nicht gewachsen fühlen; selbst nicht erlebt haben, wie wir als Menschen mit schweren Zeiten oder schwierigen Situationen umgehen können.

Es kann eine kulturelle Bedeutung bekommen, wenn wir das Gefühl für Gemeinschaft kaum noch oder nur noch in der Familie erleben: Das füreinander Einstehen, wissen, dass wir alle manchmal Hilfe brauchen. In den westlichen Kulturen ist das meines Erachtens durch die Idee des Individualismus überlagert worden:
Entstanden aus der sehr richtigen Idee, dass jeder Mensch wertvoll und einzigartig ist und auf der Suche nach dem eigenen Glück unterwegs sein darf.

Es hat aber wohl auch dazu geführt, dass wir manchmal vergessen, dass Menschen immer nur in der Gemeinschaft überleben können.

Geschichten, wie die von Robinson Crusoe machen auf sehr eindrucksvolle und bildhafte Weise deutlich, wie schwer eine ‚einsame Insel‘ zu erleben, zu überleben, ist.

Die vielleicht schönste Geschichte zum Thema hat Stefan Zweig geschrieben, „Ungeduld des Herzens“. Er beschreibt schon im Eingang des Romans, Mitleid, im Gegensatz zum Mitgefühl, sei die Ungeduld des Herzens, sich vom Leid des Anderen zu entfernen.

Immer mitfühlend zu sein, ist eine sehr große Aufgabe. Der Dalai Lama, der „Buddha des Mitgefühls“, wird von Kindheit an dazu erzogen; in einer Gemeinschaft von wohlmeinenden, klugen und sanftmütigen Menschen, die ihn immer umgeben.

Mitgefühl ist eine Herausforderung, manchmal. Aber eine schöne. Sich ihr zu stellen kann dieses Leben reicher machen.

Der christliche Grundsatz hilft dazu auch: „Liebe Deinen Nächsten – wie Dich selbst.“