Der Schwachsinn von der ‚Trägheit‘ und anderer Unsinn

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Seit Jahrzehnten wird allen jenen, die füllig sind oder mollig vorgehalten, sie seien träge. Das war schon immer Schwachsinn. Es ärgert mich zutiefst, diese oberflächlichen Aussagen von veritablen Bohnenstangen auch seit Jahrzehnten zu hören, die weder von Tuten noch von Blasen eine Ahnung haben; sich aber an der Kritik anderer ‚hochziehen‘, sodass sie sich einmal mehr wohl fühlen können mit der Idee, wie tugendhaft und untadelig sie lebten.

Pustekuchen!!!
Die Gründe für Molligsein sind vielfältig.
Zudem ist mittlerweile erwiesen, dass es die Bewegung ist, die Menschen gesund macht – oder krank.
Es gibt dünne Menschen, die sich nicht ausreichend bewegen, die sind krank.
Es gibt mollige Menschen, die sich ausreichend bewegen, die sind gesund.

Und ob ein Mensch mollig ist oder wird, hängt einerseits von seinem Erbgut ab; und andererseits von dem Glück oder Unglück, in Form von Stress, und in weiterem Sinne sog. Stressoren, die den Organismus und den Stoffwechsel beeinträchtigen, bis hin zu schwerer Krankheit.

Es gibt außerdem Menschen, die von Natur aus empfindlicher sind, als andere. Die leiden unter allen möglichen Faktoren teils 2-3 mal so schwer.

Ich empfehle allen ‚Kurzschließern‘, die sich einfach nur schnell zu Urteilen aufschwingen, auf andere herabschauen, weil das so angenehm ist – sich dann groß zu fühlen – denkt endlich einmal nach! Und lernt dazu. Es gibt genug seriöse Literatur zum Thema. Abgesehen von der Forschungsliteratur.

Anmerkung: Wem dies alles ‚hart‘ erscheint, der möge sich auch noch diese beiden Dinge vor Augen halten:

    1. Der Schaden, der all jenen zugefügt wird, die weniger gut informiert sind – und die den o.g. Schwachsinn glauben, wenn man ihn ihnen auftischt; entmutigt werden, evtl. sogar für den Rest ihres Lebens Schaden an ihrer Seele nehmen.
    2. Der Schaden für die Volkswirtschaft ist kaum zu ermessen! Welche Mitarbeiter sind wohl produktiver? Die Entmutigten – oder die mit ausreichend Selbstwertgefühl? ‚Fragen Sie Ihren Arbeitspsychologen.‘

„Die Katze streckt ihr Bein“ – Gesund an Körper und Geist in schweren Zeiten

drawing of a symbolised figure connected to branches and water practising yoga
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Es sind keine leichten Zeiten: Krieg in Europa, die USA und Russland in konstantem Kräftemessen, Inflation soweit das Auge reicht; Rechtspopulisten die immer wieder ihre hässlichen Fratzen erheben, sei es in den USA, Brasilien, Italien, oder sonstwo… Flutkatastrophen und Umweltzerstörung, die apokalyptisch dargestellt wird. Da soll man noch „einen Glauben haben“?

Ja, jetzt erst recht! Denn ob politisch oder gesellschaftlich: Wenn gute Menschen, denen Werte von Gemeinschaft, Rücksicht und Respekt wichtig sind, die Herz und Verstand haben, das Handtuch werfen, dann fehlt das Gegengewicht: Wenn wir in die Geschichte schauen, hat es immer wieder Zeiten gegeben, in denen Kriege und Katastrophen das Leben schwer machten.

Was hilft im Alltag? Ich lebe in Mitteleuropa und in einer Gegend, die weitestgehend verschont wird von schweren Katastrophen, mit medizinischer Versorgung, die zu den besten der Welt gehört, mit einem Beruf, den ich gerne ausübe, und der mir erlaubt, Hobbies nachzugehen, mich weiter zu bilden, auf meine Gesundheit zu achten.

Auch mein Leben war gut gefüllt mit Krisen und Kümmernissen. Ich habe Manches gelernt dazu, wie man damit umgehen kann, auch in der Tradition der Region und Familie aus der ich stamme, dass Selbstverantwortung und Bildung zentral sind für „mens sana in corpore sano“. Den gesunden Geist in einem gesunden Körper.

Ein bekannter deutscher Medizinkabarettist, Dr. v. Hirschhausen hat es einmal sehr treffend so formuliert: „Wenn ich schlechte Laune habe, frage ich mich zunächst 5 Dinge: Wann habe ich zuletzt gegessen? Wann habe ich mich zuletzt unter freiem Himmel bewegt? Wann habe ich zuletzt geschlafen, mit wem, und warum?“
Warum hat er recht? Weil das die absoluten Grundlagen sind, um gute Laune zu fördern, erst recht wenn das Leben schwer ist: Ausreichend Schlaf, ein gleichmäßiger Blutzuckerspiegel, der angemessen, nicht zu niedrig sein sollte, und die Frage, mit wem ich meine Tage (und Nächte) verbringe.

Ansonsten hilft, hier erst einmal verkürzt zusammen gefasst:

    • Auf negative Gedankenmuster achten und ihnen entgegenwirken: Je nach Herkommen neigen Menschen durchaus dazu, mit sich selbst hart ins Gericht zu gehen. Das bewusst zu machen und konkret individuelle, positive Ideen und Gedanken entgegensetzen, hilft.
    • Tatsächlich, in die Natur, ins Freie gehen und einfach dort gehen, schauen, hilft, die Gedanken zur Ruhe kommen zu lassen. Den manchmal schweren Bildern im Kopf leichtere, schönere entgegen setzen.
    • Mir helfen Yoga und Atemmeditation nach Thich Nhat Hanh.
    • Schwere Gefühle und Gedanken nicht verleugnen, sie entfalten dann ihre eigene Sprengkraft. Sondern produktiv damit umgehen.
    • Hier herum wissen, man ist nicht allein: Es gibt Menschen, die professionell helfen können.
    • Freunde und Familie um sich scharen – oder halten.
    • Den Kalender nutzen: Alles, was nicht heute oder morgen sein muss, steht darin. Um das andere kann man/frau sich zur gegebenen Zeit kümmern.

Dies können nur Anregungen sein!
Ich bin gegen jede Art von Drogenkonsum und möchte hier ganz klar machen, dass Drogen kein Weg sind. In keiner Form. Es gibt wunderbare und auf die Dauer wirksamere und gesündere Methoden, schwere Zeiten zu meistern.

Ich habe viel Zeit gehabt, Sprüche und Ideen zu sammeln, die helfen. Eine ganze Reihe finden sich hier auf meiner kleinen Webseite. Ich bin vielleicht zufällig sehr gut ausgestattet mit Hintergrundwissen und in der glücklichen Lage, durch viele Kontakte und Erfahrungen eine Basis aus Werten und Maßstäben aufgebaut haben zu können, die mir hilft.

Ein für mich zentraler Spruch dazu lautet auch:

„Gott, gib mir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann,
den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann,
und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden.“

In jedem Fall: Es gibt viele Wege, die uns helfen, wachsam zu sein, unseren (hoffentlich demokratisch gewählten) Politikern auf die Finger zu schauen – und den Kopf auch in schweren Zeiten oben zu behalten – Tag für Tag.

 

 

“Wir lassen uns unsere Vorurteile nicht durch Tatsachen verderben” – oder: Touristen, weltweit – oder: Singlefrauen

Paradebeispiel der Vorurteile, wie man sie überall findet: Diese französische Komödie bringt es frech – und teils überdeutlich – auf den Punkt. 

“Wir lassen uns unsere Vorurteile nicht durch Tatsachen verderben.“ Diesen halb-ernsten Scherz machte mein Vater manchmal angesichts verbohrter Betonköpfe, die nur noch ihre Vorurteile sahen. Oft nicht ‘mal in der Lage waren zu verstehen, dass sie Vorurteile hegten – und anwendeten.

Egal, wohin man auf der Welt auch geht – man wird immer wieder Vorurteilen begegnen; Ostfriesen gelten in Deutschland als merkwürdig, ohne es zu sein. Bayern gelten als sturköpfig und teils begriffsstutzig, ohne es zu sein. Schwaben gelten als naiv und etwas weltfremd, ohne es zu sein. Rheinländer gelten als oberflächlich und das ganze Jahr lang im Faschingsfieber – ohne es zu sein. Berliner… Sachsen… …

Der Himmel ist überall blau. Oder auch: “Die Sonne bescheint Gerechte und Ungerechte.”

Es bedeutet, dass Menschen niemals eine homogene Masse bilden; es mag Tendenzen geben, aber oftmals sind sie so überdeckt von regionalen, schichtenspezifischen und familiären Prägungen, dass es eigentlich unmöglich ist, jemanden zuerst nach seiner Nationalität – oder auch nur seiner Region – erschöpfend einzuordnen oder gar zu beurteilen.

Eine einfache Übung ist diese:
Man schaue sich an, wie allgemeine Aussagen und Vorurteile über die eigene Region oder Nationalität oder Kultur lauten – und schaue dann, ob man sich damit auch nur marginal identifizieren kann…

Genauso (un)wahrscheinlich ist nämlich die Übereinstimmung anderer Menschen mit den Vorurteilen, die es über sie gibt.

Das gilt für mancherlei Gruppen und Gruppierungen – im Guten wie im Schlechten; nur weil eine Gruppe sich daneben benimmt, heißt es nicht, dass alle anderen dieser Provenienz ebenso sind.

Und nicht zuletzt gilt das für das Vorurteil, das es Singelfrauen gegenüber gibt: Sie seien leichtlebig und im Grunde leichte Beute…

Um Menschen zu beurteilen, sind drei Dinge wesentlich: Menschenkenntnis. Weitblick. Weltoffenheit. Denn: „Menschenkenntnis kommt von ‚Menschen‘ und ‚kennen‘.“

Heinrich Böll trifft Erich Kästner – Das Leben wie es ist

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Neue Wege gehen…
Gib Alarm!

Gib Alarm
Sammle Deine Freunde
nicht
wenn die Hyänen heulen
nicht
wenn der Schakal Dich umkreist
oder
die Haushunde kläffen
nicht
wenn der Ochs unterm Joch
einen Fehltritt tut
oder der Muli am Göpel stolpert
Gib Alarm
Sammle deine Freunde
wenn die Karnickel die Zähne blecken
und ihren Blutdurst anmelden
Wenn die Spatzen Sturzflug üben
und zustoßen
Gib Alarm.

Heinrich Böll

Spaziergang nach einer Enttäuschung

Da hätte mich also wieder einmal
eine der hausschlachtenen Ohrfeigen ereilt,
die das eigens hierzu gegründete Schicksal
in beliebiger Windstärke und Zahl
an die Umstehenden gratis verteilt.

Na schön. Der Weg des Lebens ist wellig.
Man soll die Steigerungen nicht noch steigern.
Es war wieder mal eine Ohrfeige fällig.
Ich konnte die Annahme schlecht verweigern.

So ein Schlag ins vergnügte Gesicht
klingt für den, der ihn kriegt, natürlich sehr laut,
weil das Schicksal mit Liebe zur Sache zuhaut.
Tödlich sind diese Ohrfeigen hingegen nicht.
Der Mensch ist entsprechend gebaut.

Jedoch, wenn ich den See betrachte
und die schneeweiß bedeckten Berge daneben,
muß ich denken, was ich schon häufig dachte:
Diese Art Ohrfeigen brauchte es nicht zu geben.

Da rennt man nun die Natur entlang
und ist froh, daß man keinem begegnet.
Die Vögel verüben Chorgesang.
Die Sonne scheint im Überschwang.
Aber innen hat’s ziemlich geregnet.

Die Glockenblumen nicken verständig.
Eine Biene kratzt sich ernst hinterm Ohr.
Und der Wind und die Wellen spielen vierhändig
die Sonnenscheinsonate vor.

Das Schicksal wird mich noch öfter äffen
und schlagen, wie es mich heute schlug.
Vielleicht wird man wirklich durch Schaden klug?
Mich müssen noch viele Schläge treffen,
bevor mich der Schlag trifft! Und damit genug.

Erich Kästner (1899 – 1974)
aus Dr. Erich Kästners lyrische Hausapotheke,
Atrium Zürich, 1936

Joachim Fernau: Geschichte als amüsantes Lehrstück – Eine Auseinandersetzung

Wien, Nationalbibliothek – Wikimedia Commons Lizenz

Joachim Fernau galt mir als ‚umstritten‘. Das schien nicht überraschend. Ich lernte seine Bücher vor mehr als 30 Jahren kennen, in meiner Jugendzeit.

Mein Hintergrund ist literarisch und philosophisch geprägt, mit einem starken Hang zu allem Technischen. Gleichzeitig von einem gefestigten Elternhaus im Sinne der Aufklärung, christlicher Nächstenliebe, und demokratischer Grundordnung der BRD nach dem 2. Weltkrieg, in kritisch-sozialpolitischer Grundhaltung.

Joachim Fernau, so erfahre ich dieser Tage, war leider nationalsozialistisch kein unbeschriebenes Blatt. Er hatte als propagandistischer Journalist und auch als Kriegsberichterstatter für die Waffen-SS gearbeitet, zwischen 1939-1945.

Das ist eine große Erschütterung für mich.

Ich hatte seine oft konservativen aber doch im Wesentlichen demokratischen Ideen gefunden in allen jenen Büchern, die ich von ihm gut kenne. Das sind nicht alle.

Er ist durchaus Demokratie-kritisch. Aus meiner Sicht, soweit ich seine Bücher kenne, das sind ca. 5-6 an der Zahl, mit guter Begründung. Aber immer und vor allem streicht er die tatsächlichen Hintergründe politischer Aktivitäten heraus. Er stellt Demagogen jeglicher Couleur bloß. Er gibt sich meines Erachtens nicht mit oberflächlichen Erklärungen zufrieden. Und er macht auch deutlich, dass Propaganda immer ein Mittel zum Zweck ist.

Sein Buch zur Geschichte der USA beispielsweise muss mindestens auch im Geist der Zeit interpretiert werden: Pazifismus war in den 50er und 60er Jahren des 20. Jahrhunderts in Europa und auch in Deutschland sehr verbreitet. Konservatismus bzw. reaktionäre Tendenzen in der deutschen Gesellschaft leider auch.

Seine heftige USA-Kritik muss auch vor dem Hintergrund der Zeit gesehen werden: Man kannte damals in breiten Schichten der deutschen Bevölkerung nur das, was in Hollywoodfilmen und in offiziellen Verlautbarungen bekannt wurde: Die USA als Sitz alles Guten und Schönen, Reichtum für jedermann zugänglich… Eine Art Land der Verheißung. Wo Milch und Honig fließen. Kritik daran war nicht vorgesehen. Insofern kann sein Buch als aufklärerisch betrachtet werden. Denn die dunklen Seiten dieser Kultur liegen nunmal bis heute offen, wie Wunden: Die Vergangenheit der Indianerkriege, der Ausrottung ganzer Völker; ihre Unterdrückung in den ‚Reservaten‘. Sklaverei und der daraus resultierende  (oder sie begründende…) Rassismus. Waffengesetze und dazugehörige Ideologie, die sogar dazu führen, das ein Sechsjähriger auf seine Lehrerin schießt.

Diese Art Kritik ist für viele Länder angebracht, die diktatorische und imperialistische Geschichte und Gegenwart besitzen. Dazu gehört Russland genauso wie Großbritannien, Spanien oder Frankreich, die Niederlande oder eben Deutschland, um nur einige zu nennen.

Generell sieht man in der Geschichte immer wieder Greueltaten, Kriege zum Wohle weniger und die Verblendung und Verführung bestimmter Menschenmengen (meist der wenig gebildeten Schichten!) zum Nutzen der Reichen und Mächtigen einer Kultur, oder eben der Demagogen, die Macht und Reichtum erst noch erlangen wollen.

Das ist ein wenig verkürzt geschrieben ein Prinzip, dass sich durch die gesamte Menschheitsgeschichte zieht.

Gott sei Dank, gibt es auch Menschen, denen Nächstenliebe und die Werte der Aufklärung sowie Gemeinschaftssinn eines ursprünglichen ‚demokratischen‘ Sinnes wichtig sind.

Denn erinnern wir uns: Die Demokratie ist als Begriff und Definition aus der griechischen Antike auf uns gekommen – und dort war sie beileibe nicht das, was wir heute darunter verstehen: Wählen konnten nur diejenigen, die Männer eines gewissen Alters waren, Bürger, einen gewissen Wohlstand nachweisen konnten. Weder Frauen noch Sklaven waren Teil dieser Gemeinschaft. Sklaverei war selbstverständlich und angesehen, wer viele Sklaven ‚halten‘ konnte, auch.

Um dies abzuschließen: Joachim Fernau war wie so viele Menschen in halb Europa und manche, die es als (Neo-)Nazis auch in anderen Teilen der Welt bis heute gibt, politisch kein unbeschriebenes Blatt.

Meine Lesart wollte ich hier deutlich machen. Aber auch klären, dass diese Art Vergangenheit alle seiner Schriften mit Vorsicht zu ‚genießen‘ und unter Umständen auch ‚quer‘ lesen lassen muss.

Über Texte, Blogeinträge – und literarische Regeln

In Literatur und Literaturkritik ist und war es von Anbeginn ein Grundsatz – under anderen – dass Autor und Erzähler einer Geschichte oder eines Textes im weiteren Sinne nicht gleichgesetzt werden dürfen.

Das bedeutet, wenn jemand über einen Sachverhalt schreibt, heißt das nicht, dass er oder sie ihn aus eigener Erfahrung kennt.

Viele meiner Leser werden dies bereits wissen, aber für alle, die sich nicht sicher sind – oder für die der Gedanke neu ist, dies als grundlegende Information zu meinen Texten.

Meine Texte beruhen größtenteils auf meinen Gedanken, meiner Lektüre zu Politik, Philosophie, Literatur und Kunst und Beobachtungen sowie Gesprächen. Etwas anderes anzunehmen wäre teils regelrecht abstoßend – aber zumindest vermessen.