
„Das Gerücht“…

Food for Thought – Honi soit qui mal y pense
Paradebeispiel der Vorurteile, wie man sie überall findet: Diese französische Komödie bringt es frech – und teils überdeutlich – auf den Punkt.
“Wir lassen uns unsere Vorurteile nicht durch Tatsachen verderben.“ Diesen halb-ernsten Scherz machte mein Vater manchmal angesichts verbohrter Betonköpfe, die nur noch ihre Vorurteile sahen. Oft nicht ‘mal in der Lage waren zu verstehen, dass sie Vorurteile hegten – und anwendeten.
Egal, wohin man auf der Welt auch geht – man wird immer wieder Vorurteilen begegnen; Ostfriesen gelten in Deutschland als merkwürdig, ohne es zu sein. Bayern gelten als sturköpfig und teils begriffsstutzig, ohne es zu sein. Schwaben gelten als naiv und etwas weltfremd, ohne es zu sein. Rheinländer gelten als oberflächlich und das ganze Jahr lang im Faschingsfieber – ohne es zu sein. Berliner… Sachsen… …
Der Himmel ist überall blau. Oder auch: “Die Sonne bescheint Gerechte und Ungerechte.”
Es bedeutet, dass Menschen niemals eine homogene Masse bilden; es mag Tendenzen geben, aber oftmals sind sie so überdeckt von regionalen, schichtenspezifischen und familiären Prägungen, dass es eigentlich unmöglich ist, jemanden zuerst nach seiner Nationalität – oder auch nur seiner Region – erschöpfend einzuordnen oder gar zu beurteilen.
Eine einfache Übung ist diese:
Man schaue sich an, wie allgemeine Aussagen und Vorurteile über die eigene Region oder Nationalität oder Kultur lauten – und schaue dann, ob man sich damit auch nur marginal identifizieren kann…
Genauso (un)wahrscheinlich ist nämlich die Übereinstimmung anderer Menschen mit den Vorurteilen, die es über sie gibt.
Das gilt für mancherlei Gruppen und Gruppierungen – im Guten wie im Schlechten; nur weil eine Gruppe sich daneben benimmt, heißt es nicht, dass alle anderen dieser Provenienz ebenso sind.
Und nicht zuletzt gilt das für das Vorurteil, das es Singelfrauen gegenüber gibt: Sie seien leichtlebig und im Grunde leichte Beute…
Um Menschen zu beurteilen, sind drei Dinge wesentlich: Menschenkenntnis. Weitblick. Weltoffenheit. Denn: „Menschenkenntnis kommt von ‚Menschen‘ und ‚kennen‘.“
„Das Leben ist hart aber ungerecht“ lautet ein bitterer Spruch. Das ist wohl wahr. Nicht jeder Mensch wird mit dem goldenen Löffel im Mund geboren… Viele müssen durch harte Zeiten, teils viel schwerere, als ich sie schon kennen lernen musste. Etwa nach Naturkatastrophen, wenn große Teile der Familie sterben; das Hab und Gut innerhalb von Stunden in Feuer oder Wasser versinkt… Dann nicht zu verzweifeln, kann viel Kraft kosten.
Aber auch in den Situationen, die weniger dramatisch scheinen und doch so fundamental sein können, sind ‚Lichter‘ im ‚Dunkel‘ wichtig.
Ganz entscheidend kann die Perspektive sein: „Wer alles recht tut, hat wohl getan – und wird durch ein gutes Leben belohnt.“ Dies ist oftmals – vor allem im Westen – eine unausgesprochene Prämisse.
Sie geht aber am wirklichen Leben vorbei.
Deshalb ist es so wichtig, an diese Dinge zu denken:
Die kleinen Dinge des Lebens, die freundlich-positive Sicht auf uns selbst und gute, verständnisvolle Menschen an unserer Seite helfen durch den Tunnel, an dessen Ende das Licht steht.