Gut oder schlecht. Schwarz oder weiß. Sympathisch oder unsympathisch. Falsch oder richtig. Freundlich oder unfreundlich… Diese Dualität von Konzepten oder Urteilen ist typisch für viele, eher westlich geprägte Sichtweisen.
Aber weder Menschen noch Dinge sind so: Entweder – oder.
Sondern: sowohl – als auch.
Manche meiner Leser wissen das oder lernen es auch früh. Oder haben eine Beobachtungsgabe, die ihnen das vermittelt.
Andere Menschen sind so überzeugt davon, dass Dinge, Situationen oder Menschen nur eines sein können, dass sie zeitlebens an der Wahrheit vorbei gehen – urteilen.
Respektvoll oder frech. Sensibel oder ‚tough‘. Ausschweifend oder prüde. Fleißig oder faul. Witzig oder einfühlsam. Humorvoll oder humorlos.
Es scheint keinen Raum dazwischen zu geben.
Aber in Wahrheit ist das Leben nicht schwarz oder weiß. Nicht 1 oder 0. Und Menschen sind es auch nicht. Mit Freude genau hinschauen und Platz gewinnen für Vielseitigkeit kann neue Sichtweisen und Erkenntnisse zulassen.
Sehr nett aus Überzeugung, nicht naiv: „Holzauge sei wachsam“, heißt ein schöner alter Spruch. Denn auch das kann wichtig sein, weil mancher dennoch nicht so nett ist, wie er scheint.
Weil es eben keine Dualität ist, entweder – oder, sondern: Sowohl – als auch.
„Und sie lebten glücklich bis an ihr Lebensende.“ So enden Märchen. Das Leben ist kein Happy End. Sondern es geht weiter.
Es heißt „Leben“, weil es Höhen und Tiefen gibt. Manchmal sind es die kleinen Dinge des Alltags, die in Summe zum Zusammenbeißen der Zähne auffordern…
„Herr, gib mir Gelassenheit, hinzunehmen, was ich nicht ändern kann. Mut zu ändern, was ich ändern kann. Und Weisheit, zwischen beidem zu unterscheiden.“
Wenn man das Glück hat, in dauerhaften Beziehungen mit vertrauten Menschen zu leben, die man kennt und die einen gut kennen, ist das vielleicht das Beste, was uns in diesem Leben passieren kann.
Denn wir wissen dann, worauf wir uns verlassen können. Wie wir uns gegenseitig einschätzen können, was wir voneinander erwarten können. Was nicht. Unsere Stärken und unsere Schwächen.
Goethe hat es im Faust, der Szene des Osterspaziergangs, so ausgedrückt:
„Hier bin ich Mensch, hier darf ich’s sein.“
Das ist vielleicht die beglückendste Situation, die es gibt: Zu wissen, dass ich mit Stärken und Schwächen angenommen bin.
Aber, heißt es denn, dass wir den ‚Endzustand‘ je erreichen werden? Ich denke nicht. Denn das Ende des menschlichen Lebens ist der Tod. Stillstand. Übergang wohl in einen anderen Zustand. Oder auch in andere Sphären. Wer weiß.
Bis dahin ist das Beste, was uns passieren kann, Vertrautheit und Vertrauen zu erreichen. Denn das verleiht die Sicherheit, im Alltag mehr und mehr Mensch sein zu dürfen.
Paulus hat es so ausgedrückt: „Glaube, Hoffnung, Liebe, diese drei. Am größten aber ist die Liebe.“
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Was brauchen wir Menschen, wenn wir uns mitteilen möchten? Verständnis. Das Wissen darum, der andere möge zuhören — weil er Zeit, Geduld und Offenheit mitbringt, das anzuhören, was uns auf der Seele liegt.
Im Persischen wird das gerne umschrieben mit „dard-e del kardan“, wörtlich: „Herzschmerz tun“, was soviel bedeutet wie, „das Herz ausschütten und dadurch erleichtern“.
Je nach Vorerfahrung lernen wir auch, dass Menschen unterschiedlich vorgebildet oder interessiert sind.
Also sind Freundschaften möglich, wenn man ähnliche Vorerfahrungen und Wissen mitbringt — und Zeit hatte, sich kennen zu lernen.
Wer das Leben und die Menschen aus sehr unterschiedlichen Blickwinkeln kennen lernen konnte, ist dann besonders vorsichtig, um nicht eine einmal gemachte Erfahrung unnötig zu wiederholen.
Hinzu kommt, dass wir Menschen natürlich auch unterschiedlich geprägt sind. Nicht nur Kultur, auch Religion oder Bildung und Geschichte einer Region tragen zum eigenen Weltbild bei.
Es gibt Kulturen, da ist der Kontext des Gesagten sehr wichtig. Wer dann Tonfall und Mimik und Körpersprache nicht zu deuten weiß, kann leicht ins Fettnäpfchen treten.
Und überall auf der Welt sind Menschen erstmal vorsichtig, wenn sie sich nicht gut kennen — oder in einem Arbeitsumfeld bewegen.
Ich persönlich weiß relativ gut, wie und warum und wann Menschen verletzt sind; Angst bekommen; verunsichert werden oder sich fühlen.
Wie leicht die eigene Sichtweise / die Perspektive den Blick auf den anderen, die Wahrheit oder die tatsächlichen Ziele verstellt.
Auch ähnliche Bildung und Erfahrung machen Verstehen und Verständnis leichter.
Ich habe die Erfahrung gemacht, dass es Frieden und friedliche Koexistenz erleichtert, andere zu verstehen. Ich weiß von einem Vater, der viele Jahre im Arbeitsumfeld Menschen beraten und ‚gecoacht‘ hat, was passieren kann, wenn Menschen sich ‚in Gräben verschanzen‘ und dadurch unfähig werden, miteinander zu reden — oder gar zusammen zu arbeiten.
Wie leicht Konflikte ein Eigenpotential entwickeln. Wie leicht aber auch Menschen sich täuschen können, in der Einschätzung anderer, weil sie nur die Oberfläche sehen. Ob privat oder beruflich: Ich erkenne und schätze Menschen und Dinge auf meine Art ein. Habe viel Erfahrung und Wissen sammeln müssen — dürfen — und wollen.
Das lässt sich nicht leicht ‚passend machen‘. Je nach dem. Aber es gibt viele Ebenen, auf denen man miteinander kommunizieren kann, Freude teilen — und Sichtweisen und Blickwinkel oder auch Erfahrungen teilen kann.
Das braucht dann Geduld. Und die Freude am Möglichen. Menschlichen.
„..und Lots Frau blickte zurück und erstarrte zur Salzsäule…“ Es ist die Parabel von Lot und seiner Frau, die auf der Flucht aus Sodom und Gomorrha gewarnt wurden, sich nicht umzudrehen, weil sie ihr Leben in Gefahr brächten…
Für mich ist es eine der essenziellen Geschichten des Buches der Bücher, das auch ohne einem religiösen Kontext anzugehören, viel Weisheit und teils wunderbare Texte zu bieten hat, der Bibel.
Die Städte Sodom und Gomorrha sollen zerstört werden und weil Lot als guter Mensch bekannt ist, wird er rechtzeitig gewarnt, mit seiner Familie zu fliehen.
Das Leben kann schwer sein, ich habe einige schwere Zeiten erlebt. Vielen Menschen passieren schwere Dinge, oft viel schwerere, als ich sie kennen lernen musste.
Wenn es schwer wird, gibt es einige Techniken, die helfen. Es kann wichtig sein, das Gute und das Schwere in der Rückschau zu betrachten. Aber es kommt darauf an, wie.
Wir können manchmal aus der Vergangenheit lernen. Aber sie zu oft anzusehen, Revue passieren zu lassen oder sich mit Vorwürfen zu quälen ‚tötet‘ den Lebensmut, im Extremfall.
Das ist mit der Idee gemeint, Lots Frau erstarrte zur Salzsäule: Sie wird unfähig, sich zu bewegen, nach vorne zu schauen oder tatsächlich – zu leben.
Wenn man ein wenig mehr Glück hat, erinnert man sich an die schönen Zeiten. Das ist wichtig. Denn das Leben ist nie nur schwarz oder weiß. Sondern wie ein Kaleidoskop, nämlich bunt, mit allen Farben des Spektrums, darunter auch Schwarz und Weiß. An die eigenen Verdienste und Fähigkeiten. Denn auch das gibt Kraft, zu wissen, dass kein Mensch nur Fehler macht.
Sondern dass auch Menschen wie ein Kaleidoskop bunt sind, mit allen ‚Farben‘ innen – und manchmal auch außen.
Ich habe immer wieder vorwärts gehen müssen. Es gab Zeiten, da habe ich mich gefragt, wie solle es denn nun noch weitergehen.
Ich habe auch erfahren dürfen, dass es Menschen gibt, die laut oder leise zeigen, dass ihnen wichtig ist, wie es einem geht.
Das ist vielleicht das Schönste: Zu wissen, da sind Menschen, denen bedeutet man etwas.
Allen, die dies lesen und wissen, wen ich meine:
Danke dafür.
Sehr wichtig ist für Menschen, dass sie sich anderen ebenbürtig fühlen können.
Als Mensch!
Unabhängig von Bildung, Einkommen, Hautfarbe oder Religion.
Das fehlt manchen Menschen. Und auch das überall.
Das kann traurig sein.
Manchmal hat es schreckliche Konsequenzen.
Manches ist für das Leben universell.
Auch ausgedrückt mit: „Die Sonne bescheint Gerechte und Ungerechte.“
Selbstwertgefühl ist kein Schicksal. Selbstwertgefühl wird uns durch Erziehung und Gesellschaftskultur vermittelt.
Angemessenes Selbstwertgefühl in einer Gemeinschaft kann aufgebaut werden, in jedem Alter. Ob Erwachsene oder Kinder – manchmal braucht das Unterstützung und Ideen von außen.
Denn nur wer sich aufrichten kann, hat die Arme frei zum Umarmen.
„Humor ist, wenn man trotzdem lacht.“ Ein alter Spruch, den ich seit vielen Jahren kenne.
Ich habe schon als Kind gerne Witze erzählt. Ich habe immer wieder Freude daran gehabt, anderen Menschen etwas Freude zu machen.
Herzliches Lachen kann sooo befreiend sein!
Humor ist schon in den deutschen Regionen verschieden.
Aber wissenschaftlich erwiesen ist die heilende Kraft des Lachens!
Ob im Kleinen oder Großen: Physiologisch gesehen ist kaum etwas so heilungsfördernd, wie das Lachen:
Man entspannt, die Durchblutung wird gefördert, das Immunsystem wird gestärkt.
Das gilt sogar, wenn man es geplant oder gewollt herbei führt.
Also, an meine Leser die Ermunterung, denkt daran – und nehmt es vielleicht mit ins neue Jahr:
Wenn’s hart auf hart kommt – oder einfach, weil es schön ist, mit anderen gemeinsam zu lachen:
Freundschaft ist ein scheinbar einfaches, freundliches Wort. Als wäre auch die Sache, die damit gemeint ist, einfach.
Aber was ist Freundschaft? Wie findet man sie, wie entsteht sie? Warum brauchen wir sie – vielleicht?
Menschen sind ‚Herdentiere‘ – ohne Gemeinschaft um uns sind wir sehr gefordert, in vielen Fällen würden wir vielleicht regelrecht ‚verkümmern‘.
Gemeinschaft kann sehr ambivalent sein in ihren Wirkungen und Implikationen: Wird sie zu rigide, müssen individuelle Regungen und Fähigkeiten ständig unterdrückt werden. Ist sie zu wenig verpflichtend, kann der menschliche Zug von Neid und Missgunst ungebremst ausgelebt werden und zerstörerisch wirken. Anmerkung: Dies enthält das Konzept, dass Menschen immer das Potenzial zu beidem haben, ‚Gut‘ oder ‚Böse‘, das heißt, Erwachsene, die ‚voll geschäftsfähig‘ sind, sodass immer eine (bewusste) Entscheidung zum einen oder anderen vorausgeht.
Mit anderen Worten, Gemeinschaft ist wichtig. Aber auch die Möglichkeit, sich auszutauschen, Bestätigung zu finden – der eigenen Ideen, Sichtweisen und Bedürfnisse.
Hier kommt Freundschaft ins Spiel: Freunde sind Menschen, die uns verstehen, die uns mögen und mit denen wir unsere Interessen teilen können. Die uns unterstützen, nach ihren Möglichkeiten – und uns trösten, wenn das Leben hart ist.
Darum kann es schwer sein, gute Freunde zu finden: Denn je nach Vorbildung und Erfahrung ist gegenseitiges Verstehen eine Voraussetzung, um Freundschaft zu bilden, zu ‚bauen‘. Mit Geduld – und Güte.