Asyl als Frage? – Umsetzung und Alltag: Begegnung und Fingerspitzengefühl

Zeichnung zweier hübsch bunt gefärbter Vögel in verschiedenen Farben, die sich auf einem Ast freundlich blickend treffen
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„Der Himmel ist überall blau.“ – „Die Sonne bescheint Gerechte und Ungerechte.“ Das sind zwei Sprüche, die es sehr schön auf den Punkt bringen: Menschen sind überall durchmischt, ihre Güte oder auch ihre Sichtweise betreffend. Ob Deutsche, Italiener, Griechen, Türken oder Franzosen, Engländer, Amerikaner oder Kenianer; Inder, Chinesen, Brasilianer oder Perser.

Es gibt Menschen, denen andere wichtig sind. Denen Gemeinschaft wichtig ist, und Rücksichtnahme. Die sich fragen, woran es liegt, ob das Leben trotz mancher Schwernisse schön sein kann. Oder wie man schwere Zeiten gemeinsam durchsteht.

Menschen, die zu uns kommen, sind immer ein Gewinn! Sie bringen neue Ideen mit, sie gründen Firmen, sie schaffen Arbeitsplätze, lassen uns an jahrtausendealten Traditionen teilhaben.

Sie sorgen dafür, dass unsere Renten noch sicher sein können…

Dadurch, dass es überall gute und nicht gute Menschen gibt, ist es klar, dass Menschen aus anderen Regionen der Welt menschliche Durchmischung zeigen.

Wenn es Probleme mit der Integration gibt, dann in den letzten Jahren auch deshalb, weil zu wenig Feingefühl gezeigt wurde, wie man Menschen unterbringt. Man kann schlicht nicht urplötzlich in eine sonst traditionell kleine, geschlossene Gemeinschaft eine große Gruppe von Zuwanderern bringen, weil ein größeres Gebäude gerade leer steht…

Es gehört mehr dazu, denn, wie hat es der kluge Kabarettist „Alfons Puschelmikro“ so schön ausgedrückt: „Menschen sind keine Klappstühle.“

Integration bedeutet auch, Berührungsängste durch Begegnung abzubauen. Sich um mehr zu kümmern, als ’nur‘ das leibliche Wohl. Auch wenn das wichtig ist!

Wer monate- oder jahrelang in feuchten, überfüllten Zeltlagern wohnen musste, weiß, was es bedeutet: Wieder trocken, warm und sauber und ausreichend ernährt leben zu können.

Flüchtlinge kommen aus schweren Umständen zu uns: Sie haben Krieg und Folter erleben müssen. Hunger, den Verlust alles persönlichen Hab und Guts. Die Photos auf dem Kaminsims, das Erbstück von der Großmutter.

Oder schlimmer noch: Tod und Verschleppung geliebter Menschen.

Es geht darum, mit Menschlichkeit und Umsicht einmal gegebene Versprechen einzulösen.

Und uns unserer Verantwortung als Mitmenschen (wieder) bewusst zu werden: Nicht aus Schuldgefühl, sondern aus Würde und Überzeugung.

Deutschland – Gedenken und Auftrag – Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft

Bild eines steinigen Pfades in den Bergen bei Sonnenaufgang
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In einigen Tagen jährt sich der Tag der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz am 27. Januar 1945 zum 80. Mal. Als Deutsche habe ich einen großen Teil meiner Jugend und frühen Erwachsenenlebens mit der Idee gehadert: “Deutsche sind in besonderer Weise veranlagt und nur deshalb konnte all das Grauen des Dritten Reiches geschehen.”

Ich weiß heute, dass es anders ist: Menschen neigen unter bestimmten Umständen in aller Welt zu Grausamkeit und Gewalt. Zu grauenhaften Ausschreitungen der Folter und des Mordes an anderen Menschen.

Es gab erstmals in der Geschichte eine besonders akribische Dokumentation des Mordes in großen Mengen. Aber alles andere ist tragischer Weise ein Muster menschlichen Verhaltens, das sich wiederholt.

Weil Muster sich wiederholen, können wir lernen!

Weil sie sich wiederholen, können wir mit Verantwortung und wachem Geist die Muster erkennen und frühzeitig den erneuten Anfängen wehren!

Die Muster sind vor allem diese:

    • Die wirtschaftlichen Gegebenheiten werden für große Mengen von Menschen schwer.
    • Es gibt politische Parteien und Organisationen, die das ausnutzen, indem sie simple Falschheiten verbreiten, um Menschen zu verführen: Rechtspopulisten.
    • Es gibt Ausbildung zu Gewalt in Organisationen, die Krieg ermöglichen sollen: Auch in Kriegszeiten zeigen sich Folterungen und Misshandlungen in großer Zahl, durch solche Seelen der beteiligten Menschen, die zum Töten abgerichtet werden!
    • Die Haltung in Teilen der Völker, die dazu erzieht, abgebrüht zu sein, ‘cool’, unsensibel und immer souverän – sie ist ein wesentlicher Bestandteil des alltäglichen Lebens, mit dem Gewalt und Grausamkeit ermöglicht werden – und zugleich vorab abgesegnet.
      • Denn wie soll denn Mord und Gewalt verdammt werden, wenn zugleich Massenmord im Krieg plötzlich ‘richtig’ wird?
    • Die oben erwähnten Parteien, denen an Macht gelegen ist, bekommen die Gelegenheit, an einer Regierung beteiligt zu werden und dadurch Macht zu erlangen.

Wir müssen nicht unsere Köpfe senken, uns als Deutsche schuldig fühlen, die besonders anders seien – sondern wissen, dass Denken und Dichten und Aufklärung eine lange Tradition haben, die Offenheit und Gemeinschaft möglich machen können.

Grenzen setzen all jenen, die (noch) nicht verstehen – sich aufrichten können, um die Arme zur Umarmung ausstrecken zu können. Aufklärung und Mitgefühl sind wichtig.

Das Beachten der historischen Muster, die uns jeden Tag helfen, auch politisch Grenzen zu setzen und Bewusstsein zu schaffen und zu erhalten.

Menschen und Lebewesen – oder Ideen und Dinge? – Toleranz

tiger lying on wooden floor
Wenn Dinge oder Ideen wichtiger werden, als Lebewesen – dann werden im Extremfall Grausamkeiten und Misshandlungen Tür und Tor geöffnet: Dem Ding oder der Idee zu huldigen, ein Leben zu weihen – und dann eines Tages enttäuscht zu werden, weil jemand anderes es nicht als Heiligtum behandelt – führt zu Aggression. Im schlimmsten Fall zu Mord und Totschlag.

In der Geschichte der Menschheit hat es das immer wieder gegeben, ob während Ausschreitungen zu religiösen Orten oder Haltungen – oder das ‚Sammeln von Menschen‘ hinter einer Idee, die anschließend in die Lage versetzt werden, andere für diese Idee zu foltern oder gar zu töten.

Ich denke, dies passiert, weil Menschen die Idee oder das Ding mit ihrer Person gleichsetzen; mit ihrem Stolz, ihrer Selbstachtung.

Wenn dann das Ding oder die Idee angezweifelt werden, empfinden sie dies als persönliche Kränkung, die sie sich minderwertig fühlen lässt.

Darum bin ich der festen Überzeugung, dass zwei Dinge wichtig sind, zu lernen:

    • Eine Idee oder ein Ding ist niemals wichtiger, als die Menschen, die Lebewesen. Allenfalls genauso wichtig.
    • Toleranz: Sie lehrt uns, die Dinge und Ideen von den Menschen getrennt zu betrachten. Auch uns selbst.

Dann wird Frieden und Verzeihung möglich.

Flüchtlingskrise – und kein Ende?

Das Wort Flüchtlingskrise sollte zum Un-Wort erklärt werden: Kaum eines ist weniger geeignet, die tatsächlichen Schwierigkeiten und das Drama zu beschreiben, das wir beobachten oder erleben, in den jüngst vergangenen Jahren.

Wer ist hier in der Krise? Die Flüchtlinge? Wohl kaum.

Sie sind auf der Flucht!
Vor Krieg, Zerstörung, Folter, Leid – und Tod.
Vor Hunger, Durst, Entbehrung – und Tod.
Immer wieder sind die Zahlen der Vereinten Nationen erschreckend: Im beginnenden 21. Jahrhundert sind weltweit mehr Menschen auf der Flucht, als während des zweiten Weltkriegs.

Und nun die selbsternannten Moralapostel, die sich – geradezu im Gegensatz zur ursprünglichen Bedeutung des eigentlich verunglimpfenden Wortes – vorgenommen haben, ‚denen‘ beizubringen, wie ‚man‘ in Westeuropa Frauen respektiert:
Mithilfe großformatiger Poster, die sich windende, nackte Frauenkörper in Anonymität zeigen, denn ein Plastiktrichter verbirgt das Gesicht.
Respekt?
Seit Jahrhunderten gehen Frauen im ‚Westen‘ dafür auf die Straße, dass sie nicht zum Objekt degradiert würden. Aber gerade auch die ach-so aufgeklärte westliche Werbung nutzt so gut wie jede Variante des weiblichen Körpers in eher weniger Bekleidung, um Produkte zu verkaufen.
Respekt?
Die Frauenhäuser des ‚Westens‘ sind seit ihrer Erfindung immer brechend voll – mit Frauen und deren Kindern, die sich vor prügelnden Ehemännern/Partnern dorthin flüchten.
Respekt?
Die Kriminalstatistik ist auch ohne ‚Hilfe‘ von außen wohl versorgt mit Sexualverbrechen an Frauen.
Respekt?
Bordelle genauso wie grenznahe ‚Einrichtungen‘ für den Discounter-Freier geraten immer wieder in die Schlagzeilen, weil Frauen missbraucht und ausgebeutet werden. Zu Tausenden.
Respekt?

Wer andere lehren will, sollte wissen – und anwenden. Oder schlicht: Die Klappe halten.
Integration bedeutet, offen sein für das Neue. Menschen mit Fingerspitzengefühl die Begegnung ermöglichen, die Annäherung erleichtern.
Beiderseitige Berührungsängste abbauen durch KENNEN LERNEN!